Fazit

Wir sind in die Messung mit der subjektiven Wahrnehmung gegangen, dass viel Verkehr auf der Ravensberger Straße herrscht. Dennoch waren wir überrascht, wie viele Autos den Bereich der Ravensberger Straße tatsächlich befahren. 559 unterschiedliche Fahrzeuge in 90 Minuten, die von uns erfasst wurden, bewerten wir als eine sehr hohe Zahl. Nur mal zum Vergleich: Laut des Verkehrsgutachtens für das südöstliche Stadtgebiet von 2019 finden über den Schwarzen Weg, einer der Hauptzuwegungen in diesen Stadtteil, rund 2000 Fahrzeugbewegungen pro Tag statt.

44,7% der erfassten Autos hielten sich kürzer als 3 Minuten in der Innenstadt auf. Wir empfinden diese Zahl als alarmierend. Sie zeigt, dass die Auffassung, dass zu viele Autos die Ravensberger Straße nur als vermeintlich kürzere Durchfahrtstrecke nutzen, nicht von der Hand zu weisen ist. Die Innenstadt lebt davon, dass Besucher*innen sich dort gerne aufhalten und die Geschäfte nutzen – insbesondere auch zu Fuß oder mit dem Rad. Der unnötige Durchgangsverkehr stört dabei und stellt eine potentielle Gefahrenquelle dar. Wenn wir es schaffen, den Durchgangsverkehr zu halbieren und den Verkehr über sinnvollere und dafür vorgesehene Wege zu lenken, ist für die Aufenthaltsqualität der Innenstadt schon viel gewonnen.

Etliche Autofahrer*innen durchfuhren die Ravensberger Straße sehr schnell. Ein Fahrzeug war mit 43 km/h sogar doppelt so schnell unterwegs wie erlaubt. Das macht Angst, verdeutlicht aber auch, dass ein Grund für die Attraktivität der Ravensberger Straße als Durchfahrtsweg im unangemessenen Fahrverhalten einiger Verkehrsteilnehmer*innen liegen kann.

Wir haben aber ebenfalls gesehen, dass dies bei weitem nicht auf alle Verkehrsteilnehmer*innen zutrifft. Viele waren angemessen unterwegs – was allerdings auch an dem insgesamt hohen Verkehrsaufkommen liegen mag. Es zeigte sich, dass Strecken, die von Engstellen und Rechts-vor-Links-Regelungen geprägt sind, während unserer Messung deutlich langsamer befahren wurden. Diese Erkenntnis heißt es zu nutzen und bei zukünftigen Planungen zu berücksichtigen. Wir denken deshalb, dass eine reine Einbahnstraßenregelung, wie sie hier und da vorgeschlagen worden ist, zu einer Verschärfung der Geschwindigkeitsüberschreitungen führen könnte, und damit einen gegenteiligen Effekt hat.

Unser Projekt weist darauf hin, dass sich die subjektiven Wahrnehmungen vieler Personen und Gruppen, die an der Diskussion zur Verkehrszählung in der Wertheraner Innenstadt beteiligt sind, in den erhobenen Zahlen widerspiegeln. Sie zeigen die Ambivalenz des Problems auf. Die Wertheraner Politik ist aufgefordert, Entscheidungen zu finden, die für alle Betroffenen einen tragfähigen Kompromiss darstellen.

Wir laden nochmal dazu ein, mit uns über diesen Bericht zu diskutieren und die nächsten sinnvollen Entscheidungen zu dieser Fragestellung anzugehen und zu treffen.

Bericht von vorne lesen: Einleitung